das Lieblingswort aller Politiker heißt Zukunft. Die Zukunft müsse erdacht, gesichert und gestaltet werden. Gerne veranstalten die Parteien Zukunftskongresse, beschließen Zukunftsprogramme und mit Jürgen Rüttgers hatte die Union bereits 1994 einen Zukunftsminister zu bieten.
Doch kaum im hohen Regierungsamt angekommen, tauchen die Politiker in die Gegenwartsprobleme ein, um nie wieder aus ihnen herauszutauchen. Die „Lust auf Zukunft“ (CDU) endet ein ums andere Mal in einer großen Selbstentladung.
Immer muss eine wichtige Wählergruppe schnell noch beruhigt, beschenkt oder – wie in diesen Tagen – entlastet werden. Es kommt mit großer Regelmäßigkeit zur Veränderung des politischen Fokus – bis vor lauter Gegenwart die Zukunft kaum mehr zu erkennen ist. Die Augenblicksgier, um mit Ingeborg Bachmann zu sprechen, bedeutet in Wahrheit einen fortgesetzten Zukunftsverzehr. Das Erkennungszeichen des modernen Staates ist sein ewiges Brauchen.